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Nie genug Zeit für deine wichtigsten Aufgaben? Mit diesem einfachen Trick änderst du das!

    Stell Dir vor, Du könntest in nur 20 % der verfügbaren Zeit 80 % Deiner Arbeit erledigen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es aber nicht! Ganz im Gegenteil: Das geht viel einfacher, als Du denkst.

    Möglicherweise hast Du bereits vom Pareto-Prinzip (auch 80/20-Prinzip genannt) gehört. Ich wette aber mit Dir, dass Du in diesem Artikel trotzdem mehrere Aha-Momente haben wirst, da ich Dir Dinge über das Pareto-Prinzip erzähle, die Du so noch nicht wusstest. Viele Menschen haben schon mal von der 80/20-Regel gehört, aber nur wenige wenden sie tatsächlich in den wichtigsten Bereichen ihres Lebens und ihrer Karriere an und beherrschen sie.

    In diesem Artikel zeige ich Dir, was das Pareto-Prinzip ist, weshalb es wichtig ist, wie es Dich in Deinem Zeitmanagement unterstützt und wie Du es konkret anwendest. Und so ganz nebenbei erhältst Du von mir noch ein paar wertvolle Tipps für Dein tägliches Zeitmanagement.

    Inhaltsverzeichnis

    Definition des Pareto-Prinzips

    Seinen Ursprung hat das Pareto Prinzip beim italienischen Ingenieur, Soziologen und Ökonomen Vilfredo Pareto (1848-1923), nach dem das Prinzip benannt ist.

    Was fand Vilfredo Pareto heraus?

    Vilfredo Pareto stellte fest, dass eine kleine Anzahl von Erbsen-Hülsenfrüchten in seinem Garten die Mehrheit der Erbsen produzierte. Er fragte sich: „Gibt es diese ungleiche Verteilung auch in anderen Bereichen des Lebens?“

    Pareto untersuchte an der Universität Lausanne (Schweiz) den Wohlstand in verschiedenen Ländern. Da er Italiener war, analysierte er zunächst die Verteilung des Vermögens in Italien. Dabei stellte er fest, dass etwa 80 Prozent des Bodens in Italien nur 20 Prozent der Bevölkerung gehörten. Ähnlich wie bei den Erbsen in seinem Garten kontrolliert eine Minderheit der Bevölkerung den Großteil der Ressourcen.

    Pareto setzte seine Analyse in anderen Ländern fort, und es zeigte sich allmählich ein Muster. Mit Blick in die britischen Steuerunterlagen sah er, dass etwa 30 Prozent der Bevölkerung Großbritanniens 70 Prozent des Gesamteinkommens erwirtschafteten.

    Bei seinen weiteren Nachforschungen stellte Pareto fest, dass die Zahlen zwar nie exakt dieselben waren, aber die Tendenz war bemerkenswert einheitlich. Der Großteil der Gewinne schien immer einem kleinen Prozentsatz von Menschen zuzukommen. Diese Idee, dass eine kleine Anzahl von Dingen die Mehrheit der Ergebnisse ausmacht, wurde als Pareto-Prinzip bekannt.

    Wie es mit dem Pareto-Prinzip weiterging

    In den 1940er-Jahren wandte Dr. Joseph Juran, ein bekannter Vertreter des Betriebsmanagements, das Pareto-Prinzip auf die Qualitätskontrolle in der industriellen Produktion an. Er wies nach, dass 80 % der Produktfehler durch 20 % der Probleme in den Produktionsverfahren verursacht werden. Indem ein Unternehmen diese 20 % der Produktionsfehler reduziert, kann es seine Qualität überproportional steigern und weit mehr als die Hälfte der Fehler eliminieren.

    Inzwischen gilt das Pareto-Prinzip längst als veritable Zeitmanagement-Methode, um effektiver und effizienter zu arbeiten und sich darauf zu besinnen, seine Prioritäten klüger zu setzen, insbesondere wenn viel zu tun und die Zeit knapp ist. Nicht selten rackern wir uns an den weniger wichtigen Aufgaben ab, verlieren uns in Details und kommen deshalb keinen Schritt voran. Lies dazu auch meinen Artikel „Mehr Erfolg dank Effektivität und Effizienz“.

    In unserem Land haben wir Perfektionismus im Blut: Pünktlichkeit, Sauberkeit, Gründlichkeit und Detailgenauigkeit wurden uns anerzogen. Grundsätzlich sind dies positive Eigenschaften, die uns weit gebracht haben. Doch nur die wenigsten Aufgaben müssen perfekt – sprich: zu 100 % – erledigt werden; oft reicht auch ein Resultat von 80 %. Und dieses Resultat können wir mit 20 % des ursprünglichen Zeitaufwands erreichen. Frage Dich deshalb immer: „Wo reicht mir ein gutes, statt ein perfektes Ergebnis?“ So sparst Du Dir viel Zeitaufwand.

    Wende das Pareto-Prinzip vor allem immer dann an, wenn zeitliche Ressourcen sehr knapp sind oder wenn es nicht darauf ankommt, 100 % Leistung zu erreichen.

    Wie berühmte Persönlichkeiten das Pareto-Prinzip umsetzen

    Warren Buffett, Berkshire Hathaway:
    „Egal wie viel Geld man hat, niemand kann zusätzliche Zeit kaufen. Der Tag eines jeden Menschen hat nur 24 Stunden. Deshalb lasse ich es nicht zu, dass mein Kalender mit nutzlosen Sitzungen vollgestopft wird.“

    Sheryl Sandberg, Facebook:
    „Wir sprechen viel darüber, klare Prioritäten zu setzen. Das ist das Wichtigste, in jedem Unternehmen, in jeder Branche, in jeder gemeinnützigen Organisation. Wir haben nur begrenzte Ressourcen. Die knallharte Prioritätensetzung besteht darin, von drei großartigen Dingen die zwei auszuwählen, die wir tatsächlich umsetzen können.“

    Elon Musk, Tesla / SpaceX / Neuralink / The Boring Company:
    „Verschwende keine Zeit mit Sachen, die die Dinge nicht wirklich besser machen.“

    John Rockefeller, Standard Oil:
    „Viele von uns scheitern, weil es ihnen an Konzentration mangelt – an der Kunst, den Geist auf die Sache zu konzentrieren, die zur richtigen Zeit und unter Ausschluss von allen anderen Dingen getan werden soll.“

    Charlie Munger, Berkshire Hathaway:
    „Ich mag Menschen, die die 80/20-Regel befolgen – diejenigen, die wissen, dass 20 % der Zeit 80 % des Ergebnisses ausmachen.“

    Ray Dalio, Bridgewater Associates:
    „Im Laufe der Zeit habe ich gelernt: Es geht nicht nur darum, härter zu arbeiten, um mehr vom Leben zu haben. Vielmehr geht es darum, effektiv zu arbeiten, denn durch effektives Arbeiten kann ich meine Kapazität um das Hundertfache steigern.“

    Richard Koch, Autor von Das 80/20-Prinzip: Mehr Erfolg mit weniger Aufwand:
    „Es ist nicht die Zeitknappheit, die uns Sorgen machen sollte, sondern die Tendenz, den größten Teil der Zeit auf minderwertige Weise zu verbringen.“

    Häufige Missverständnisse in Zusammenhang mit dem Pareto-Prinzip

    Im Grunde geht es im Zeitmanagement mit dem Pareto-Prinzip darum, sich auf die wichtigsten 20 Prozent zu konzentrieren, um seine Produktivität zu verbessern. Das heißt aber nicht, dass die anderen 80 Prozent immer verzichtbar wären. In jedem Job gibt es Aufgaben, die erledigt werden müssen, jedoch nicht sonderlich produktiv sind. Auf diese Aufgaben kannst Du nicht einfach komplett verzichten. Doch mit dem Pareto-Prinzip lernst Du, Dich auf die wichtigsten Dinge zu fokussieren, wenn die Zeit knapp ist und Ergebnisse erreicht werden müssen.

    Es geht nicht darum, nur noch 20 % – also einen Tag pro Woche – zu arbeiten. Stattdessen geht es darum, die wichtigsten 20 % Deiner Arbeit als Erstes und besonders gut zu erledigen.

    Auch wenn das Pareto-Prinzip ein nützliches Gedankenkonzept ist, so wäre ein striktes Handeln nach der 80/20-Regel in vielen Fällen wenig ratsam. In der Software-Entwicklung beispielsweise kann ein Tippfehler verheerende Folgen haben. Unter Umständen funktioniert das gesamte Programm nicht mehr. Ein Arzt, der ein Röntgenbild nicht umfassend betrachtet, riskiert die Gesundheit seines Patienten. Du siehst also, dass das Vernachlässigen von Details manchmal weitreichende Konsequenzen haben kann.

    Das Prinzip gilt deshalb insbesondere dort, wo die Wege zu einem Ziel offen und vielfältig sein können. Dort wo es klare Prozeduren und Prozesse einzuhalten gibt (Fliegen eines Flugzeugs, eine medizinische Operation), gibt es weniger Spielräume, „Zeit zu sparen“.

    Das Pareto-Prinzip funktioniert auch nicht, wenn Du an der Supermarktkasse arbeitest. Du kannst nicht einfach nur 20 % Deiner Kunden bedienen. (Jedoch wirst Du an der Supermarktkasse bemerken, dass 80 % der Produkte, die Du einscannst, von 20 % der Kunden kommen.)

    Weshalb die Anwendung des Pareto-Prinzips wichtig ist

    Um zu verstehen, weshalb das Pareto-Prinzip so funktioniert, wie es funktioniert, musst Du über zwei Dinge Bescheid wissen. Das erste ist die Macht des akkumulativen Vorteils. Die zweite Sache ist der Winner-Take-All-Effekt.

    Die Macht des akkumulativen Vorteils

    Der Amazonas-Regenwald ist eines der vielfältigsten Ökosysteme der Erde. Wissenschaftler haben etwa 16’000 verschiedene Baumarten im Amazonas erfasst. Doch trotz dieser bemerkenswerten Vielfalt haben Forscher herausgefunden, dass es etwa 227 „hyperdominante“ Baumarten gibt, die fast die Hälfte des Regenwaldes ausmachen. Nur 1,4 Prozent der Baumarten machen 50 Prozent der Bäume im Amazonasgebiet aus.

    Aber warum? Die Antwort ist gar nicht so kompliziert: Stell Dir zwei Pflanzen vor, die Seite an Seite wachsen. Jeden Tag werden sie um Sonnenlicht und Boden konkurrieren. Wenn die eine Pflanze nur ein wenig schneller wächst als die andere, kann sie sich höher strecken, mehr Sonnenlicht einfangen und mehr Regen aufsaugen. Am nächsten Tag lässt diese zusätzliche Energie die Pflanze noch stärker wachsen als ihre Konkurrentin. Dieses Muster setzt sich fort, bis die stärkere Pflanze die andere verdrängt und den Löwenanteil an Sonnenlicht, Boden und Nährstoffen einnimmt.

    Aus dieser vorteilhaften Position heraus ist die siegreiche Pflanze besser in der Lage, ihre Samen zu verbreiten und sich fortzupflanzen, wodurch die Art in der nächsten Generation einen noch größeren Fußabdruck hinterlässt. Dieser Prozess wiederholt sich immer wieder, bis die Pflanzen, die etwas besser sind als die Konkurrenz, den gesamten Wald dominieren.

    Wissenschaftler bezeichnen diesen Effekt als „akkumulativen Vorteil“. Was als kleiner Vorteil beginnt, wird mit der Zeit immer größer. Eine Pflanze braucht anfangs nur einen kleinen Vorsprung, um die Konkurrenz zu verdrängen und den ganzen Wald zu erobern.

    Diesen Effekt siehst Du auch im Sport. Im Buch Die Karrieresau – Erfolg ist kein Zufall beschreibt der Führungscoach und Spiegel-Bestsellerautor Dr. med. Adel Abdel-Latif genau diesen Effekt:

    „Wer durch hartes Training Höchstleistungen erbringt und wichtige Wettkämpfe gewinnt, erhält hohe Preisgelder und, was noch wichtiger ist, mediale Aufmerksamkeit. Denn das ist ein weiteres Gesetz im Sport: Medienpräsenz führt zu lukrativen Sponsorenverträgen. Und die bringen Geld. Mit dem Geld kann ein Sportler noch besser trainieren, sich Spitzenmaterial kaufen, gute Trainer engagieren, um an noch wichtigeren Wettkämpfen teilzunehmen, noch bessere Wettkampfergebnisse zu erzielen und so weiter. Stimmen die Ergebnisse, dreht sich das Geldrad weiter, und die Summen werden immer größer.“

    Tatsächlich ist der Unterschied zwischen dem weltbesten Golfer und demjenigen auf Rang 10 gering und beträgt nach zahlreichen Tournamenten im Schnitt nur 1.9 Schläge. Der Unterschied bei den Preisgeldern aber variiert um den Faktor 5. Der weltbeste Golfer ist nicht fünfmal besser, nicht mal 50 % besser und ja, nicht mal 10 % besser. Tatsächlich beträgt die Differenz in den Fähigkeiten nur gerade 2,7 %. Aber er erhält einen Großteil der Preisgelder. Und damit kommen wir nun zum Winner-Take-All-Effekt.

    Der Winner-Take-All-Effekt

    Beim Winner-Take-All-Effekt wird der oben beschriebene akkumulative Vorteil auf die Spitze getrieben. Stell Dir vor, zehn Unternehmen bewerben sich um einen Kunden, aber nur eines von ihnen wird das Projekt gewinnen. Es reicht, wenn Du nur ein wenig besser bist als die Konkurrenz, um Dir den ganzen Auftrag zu sichern.

    Oder vielleicht bewirbst Du Dich um eine Stelle. Möglicherweise wollen zweihundert weitere Personen dieselbe Stelle, aber wenn Du nur geringfügig besser bist als die anderen Bewerbenden, erhältst Du die gesamte Stelle.

    Diese Situationen, in denen selbst winzige Leistungsunterschiede zu 100 Prozent der Belohnungen führen, werden als Winner-Take-All-Effekte bezeichnet. Sie treten typischerweise in Situationen auf, in denen es um einen direkten Vergleich geht, bei dem also Deine Leistung im Vergleich zu den Konkurrenten der entscheidende Faktor für Deinen Erfolg ist.

    Solche Situationen führen zu enormen Gewinnen, sobald Du nur ein kleines bisschen besser bist als die Konkurrenz. Der Gewinner bekommt alles. Du bist vielleicht nur ein Prozent oder eine Sekunde besser, aber erhältst 100 Prozent des Gewinnes. Der Vorteil, etwas besser zu sein, führt nicht zu ein wenig mehr Belohnung, sondern Du erhältst die gesamte Belohnung. Nochmals: Der Gewinner bekommt alles und der Rest bekommt nichts.

    Aus dieser vorteilhaften Position heraus – mit der Goldmedaille in der Hand oder mit mehr Geld auf der Bank – haben die Gewinner Vorteile, die es ihnen leichter machen, beim nächsten Mal erneut zu gewinnen. Was mit einem kleinen Vorsprung begann, entwickelt sich allmählich zu einer 80/20-Regel: Wenn eine Straße etwas bequemer ist als die andere, fahren mehr Menschen auf ihr und es siedeln sich mehr Unternehmen entlang der Straße an. Je mehr Geschäfte gebaut werden, desto mehr Menschen nutzen die Straße und desto mehr Verkehr gibt es. Das wiederum führt zu noch mehr Geschäften, die sich hier ansiedeln.

    Wenn Du diese beiden Dinge – die Macht des akkumulativen Vorteils und den Winner-Take-All-Effekt – verstehst, dann verstehst Du auch, wie wichtig es ist, das Pareto-Prinzip in Deinem Alltag wann immer möglich anzuwenden.

    Wo Du das Pareto-Prinzip überall findest

    • im Verkauf: In der Regel sind 20 % der Verkäufer für 80 % des Umsatzes verantwortlich.
    • Unternehmen: 20 % der Mitarbeitenden schaffen 80 % des Wertes; gleichzeitig sind 20 % der Mitarbeitenden für 80 % der Probleme verantwortlich
    • Unternehmen: 20 % der Produkte sind für 80 % des Umsatzes verantwortlich
    • Internet: 20 % der Websites verursachen 80 % des gesamten Online-Verkehrs
    • Bücher: 20 % der veröffentlichten Titel machen 80 % der Buchverkäufe aus
    • Software: 80 % der Anwender nutzen bloß 20 % der zur Verfügung stehenden Funktionen.
    • Verkehr: 20 % der Straßen tragen 80 % der Verkehrslast.
    • Bevölkerung: 20 % der Städte werden von 80 % der Bevölkerung bewohnt
    • Sprache: 20 % der Wörter einer Sprache machen 80 % der Kommunikation aus
    • Zeitmanagement: Mit 20 % der (richtig!) eingesetzten Zeit lassen sich 80 % der Aufgaben erledigen.

    Das Verhältnis 80/20 ist nur eine Faustregel. Die Verteilung kann auch mal 90/15 oder 84/11 oder anders lauten. Die beiden Zahlen müssen sich dabei gar nicht zu 100 addieren, da es sich um unterschiedliche Dinge handelt: Mit der einen Zahl misst Du den Aufwand, mit der anderen das Ergebnis. Das siehst Du unter anderem bei den folgenden beiden Beispielen.

    In der US-amerikanischen NBA haben 20 Prozent der Teams 75,3 Prozent der Meisterschaften gewonnen.

    Im Fußball sind die Zahlen noch extremer. Während 77 verschiedene Nationen an der Weltmeisterschaft teilnahmen, haben allein drei Länder – Brasilien, Deutschland und Italien – über die Hälfte der Weltmeisterschaftsturniere gewonnen.

    Konkrete Anwendungen des Pareto-Prinzips

    Kommen wir nun zu ein paar Bereichen, in denen Du das Pareto-Prinzip ganz konkret anwenden kannst.

    Lernen

    Beim Lernen spielt das Pareto-Prinzip eine wichtige Rolle.

    1. Finde heraus, welches die 20 % Deiner Aufgaben sind, die den meisten Erfolg in Form eines guten Abschlusses bringen.
    2. Wende Dich zuerst diesen Aufgaben zu und erledige sie, ehe Du die anderen, weniger wichtigen Aufgaben angehst.
    3. Stelle fest, welche der Aufgaben, die Du auf Deine Liste gepackt hast, vielleicht sogar unnötig sind.
    4. Lass die unnötigen oder weniger sinnvollen Aufgaben am besten weg.

    Mit dem Pareto-Prinzip sparst du nicht nur viel Zeit durch eine frühzeitige Organisation deines Lernalltags, du wirst auch gelassener mit Fristen umgehen können. Immerhin hast du die wichtigen Dinge schon am Anfang gelernt.

    Präsentationen

    Das Pareto-Prinzip lässt sich auch für Präsentationen anwenden oder wann immer Du jemanden in eine neue Thematik einführen willst. Du solltest Deine Zuhörer nicht mit zu vielen Details überfordern, sondern die wichtigen Elemente prägnant darlegen. Sicher hast auch Du schon mal einer Präsentation zuhören müssen, die mit viel zu vielen Aspekten überfrachtet war. Meistens sogar visuell mit unzähligen Unterpunkten auf einer Power-Point-Präsentation. Das lenkt nicht nur vom Vortrag ab, sondern es bleibt bei der Flut an Informationen auch sehr wenig hängen.

    Medienkonsum

    Wir leben in einer Welt des Informationsüberflusses. Jeden Tag stoßen wir auf Beiträge in den sozialen Medien, Nachrichten, Videos und Artikel. Die erste Stufe von 80/20, auf die ich mich konzentrierte, war der Verzicht auf News und soziale Medien zugunsten von Büchern. In den sozialen Medien werden die „besten Gedanken des Tages“ der Menschen veröffentlicht, aber Bücher enthalten Ideen, über die Menschen jahrelang nachgedacht, sie entwickelt, sich darauf konzentriert und bearbeitet haben. Doch selbst innerhalb eines Buches gibt es immer noch eine Menge an Wiederholungen und Ausschweifungen. Deshalb beginne ich mit Buchzusammenfassungen. Wenn ich Buchzusammenfassungen lese, bekomme ich die Kerngedanken des Buches mit.

    Ich höre mir auch TED-Talks an, bevor ich das ganze Buch lese. Wenn jemand einen TED-Vortrag über ein Buch hält, fasst er oder sie die besten Informationen in 20 Minuten zusammen. Wenn mich die besten Ideen des Buches nicht überzeugen, lohnt es sich vielleicht nicht, das ganze Buch zu lesen. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie ich 20 Prozent meiner Lernzeit nutzen kann, um 80 Prozent der Ergebnisse zu erzielen.

    Vermeiden von schädlichen Faktoren

    Das Pareto-Prinzip spielt nicht nur eine Rolle, wenn es darum geht, auf was Du Dich konzentrieren sollst. Es spielt auch dort eine Rolle, wo es darum geht, auf was Du verzichten solltest.

    Dieses „negative Pareto-Prinzip“ ist sehr einfach. Es geht darum, die 20 % der Dinge zu ermitteln, die 80 % der Probleme verursachen. Hier sind einige Beispiele für Dinge, die Du vielleicht minimieren möchtest:

    • Lebensmittel, die Dir schaden (allergische Reaktionen, Unterzuckerung, Probleme mit Gluten und Milchprodukten).
    • Menschen, die Dir Energie rauben.
    • Kunden, die sich regelmäßig beschweren. (Siehe dazu auch weiter unten das Kapitel Quad-Analyse)

    Das negative Pareto-Prinzip ist sehr effektiv, denn ein paar schlechte Äpfel können den gesamten Korb ruinieren. Alles könnte in Deinem Unternehmen großartig laufen, aber wenn Du einen schlechten Kunden hast, der ständig herumnörgelt, kann das die ganze Atmosphäre ruinieren.

    Du kannst Dich völlig gesund ernähren, aber wenn Du morgens etwas zu Dir nimmst, gegen das Du allergisch bist, wirst Du Dich den ganzen Tag hindurch schrecklich fühlen.

    Wenn Du die negativen 20 % aus Deinem Leben streichst, gewinnst Du viel Zeit, Energie, Raum und (möglicherweise) Geld, das Du anderweitig investieren kannst.

    Deadlines

    Wenn ich mir eine zu großzügige Frist für die Erledigung einer Aufgabe setze, stelle ich oft fest: 80 Prozent von dem, was ich tue, erledige ich in den letzten 20 Prozent der verfügbaren Zeit. Das ist doch verrückt! Genau das gleiche Phänomen stellte auch Jeff Olson in seinem Buch Slight Edge – der kleine Vorsprung auf Seite 240 fest.

    Und wenn Du Dir überhaupt keine Frist setzt, tauchen diese letzten 20 Prozent der verfügbaren Zeit gar nie auf und Du lebst immer in den 80 Prozenten der Zeit, in welcher Du Dir sagst: „Ich habe ja noch Zeit …“.

    Deshalb: Achte darauf, immer realistische Fristen zu setzen – im Zweifel lieber ein wenig zu knapp als zu großzügig.

    Zeitmanagement-Methoden, die das Pareto-Prinzip unterstützen

    Jetzt denkst Du vielleicht: „Der Ratschlag, sich auf die wichtigsten 20 % zu fokussieren, ist schön und gut; aber wie finde ich heraus, welches diese 20 % sind?“

    Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

    ABC-Analyse

    Mit der ABC-Analyse kannst du dir das Verhältnis von deinen wichtigen, durchschnittlich wichtigen und unwichtigen Aufgaben bewusst machen.

    • A-Aufgaben solltest du meist zeitnah erledigen, da sie den höchsten Stellenwert haben.
    • B-Aufgaben haben eine durchschnittliche Wichtigkeit. Idealerweise versuchst Du, diese zu delegieren.
    • C-Aufgaben sind am wenigsten wichtig, machen aber mengenmäßig oftmals den größten Anteil deiner Aufgaben aus.

    Versuche, deine Zeit größtenteils für A-Aufgaben aufzubringen, einen Bruchteil für B-Aufgaben, und C-Aufgaben nur zu erledigen, wenn du sie nicht weitergeben oder sie vermeiden kannst.

    Eisenhower-Matrix

    Der ehemalige Präsident Dwight D. Eisenhower sagte einmal: „Was am wichtigsten ist, ist selten dringend, und was dringend ist, ist selten am wichtigsten.“ Eisenhower war wohl einer der produktivsten Menschen, die je gelebt haben: Er war ein Fünf-Sterne-General, der während des Zweiten Weltkriegs für die gesamten alliierten Streitkräfte verantwortlich war, Präsident der Columbia University, Oberbefehlshaber der NATO und acht Jahre lang Präsident der USA.

    Das durch ihn bekannt gewordene Eisenhower-Prinzip unterscheidet zwischen Dringlichkeit und Wichtigkeit von Aufgaben. Das Prinzip teilt Tätigkeiten in vier Quadranten ein:

    • Im Quadrant 1 befinden sich sowohl dringliche als auch wichtige Aufgaben, die sofortige Aufmerksamkeit einfordern.
    • Ebenso wichtig ist der Quadrant 2. Hier finden sich alle wichtigen aber nicht dringlichen Aufgaben. Beispiele wären die eigene Bildung, Beziehungsprobleme, strategische Arbeiten aber auch die Regeneration der eigenen Arbeitskraft.
    • Die dringenden, jedoch unwichtigen Aufgaben aus dem Quadranten 3 überschatten oft die weniger dringenden, aber viel wichtigeren Aufgaben aus Quadrant 2.
    • Möglichst ganz vermeiden solltest du Dinge aus Quadrant 4, die weder dringend noch wichtig sind. Das sind vor allem triviale Aufgaben oder Zeit verschwendende Beschäftigungen.

    Eisenhower rät, sich möglichst auf Quadrant 2 zu konzentrieren. Diese Aufgaben sind wichtig. Und wenn Du Dich früh genug diesen Aufgaben widmest, vermeidest Du, dass sie plötzlich dringend werden und in Quadrant 1 rutschen.

    Das Wichtigste zu Tagesbeginn

    Was sind die Dinge, die Dich am meisten vorwärtsbringen? Und wie stellst Du sicher, dass Du diese Dinge am Morgen direkt als Erstes erledigst? Mit dieser Frage (und sechs weiteren Methoden) hat sich Stephen Covey in einem der meistverkauften Bücher der Geschichte befasst: Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg

    Seine Theorie kurz zusammengefasst: Wenn Du die wichtigsten Dinge für den Schluss aufsparst und zuerst den lästigen Kleinkram erledigst, hast Du am Ende keine Zeit mehr für das Wichtigste. Um zu gewährleisten, dass Du die wichtigen Dinge auch wirklich erledigst, solltest Du sie als Erstes tun.

    Das hört sich jetzt ganz einfach und logisch an. Ist es aber nicht. Drew Houston, Self-Made-Milliardär und Mitbegründer von Dropbox sagt dazu:

    „Das scheint keine Raketenwissenschaft zu sein. Frage irgendjemanden, und er wird völlig überzeugt sein, dass er immer mit den wichtigsten Dingen anfängt. Das war bei mir auch so. Ich war davon überzeugt, dass der größte Teil meiner Zeit in die Rekrutierung neuer Mitarbeitender und die Arbeit an unserem Produkt floss.

    Als ich dann aber über einige Wochen hinweg ein Protokoll erstellte, in dem ich Stunde für Stunde festhielt, wofür ich meine Zeit aufwende, war ich schockiert (wie jeder andere, der diese Übung auch gemacht hat), dass ich 1) meine Zeit regelmäßig mit unwichtigem Kleinkram verbringe und 2) für viele wichtige Dinge keine Zeit habe.“

    Flaschenhals-Analyse

    Dieses Modell stammt aus der Welt des Projektmanagements, ist aber auch im normalen Berufsalltag und in unserem persönlichen Leben relevant. Es geht hier um die Frage: „Welche eine Sache führt dazu, dass viele andere Dinge schlechter als nötig ablaufen?“

    Ein Beispiel dafür ist Schlafmangel. Wenn Du übermüdet bist, hast Du weniger Energie, triffst schlechtere Entscheidungen und bist gereizter. Die Folge kann sein, dass Du nicht mehr in der Lage bist, die relevantesten 20 % der Aufgaben zu definieren und deshalb viel Zeit mit weniger wichtigen Aufgaben verschwendest.

    Wenn Du Dir jetzt vornimmst, von nun an jede Nacht genügend zu schlafen, kann dies hervorragend investierte Zeit sein. Wenn Du dank genügend Schlaf besser in der Lage bist, die relevanten Aufgaben zu definieren, sparst Du anschließend pro Arbeitstag gut und gerne mehrere Stunden ein.

    Methode des kritischen Pfades

    Hier stellst Du Dir die Frage: „Welche der Aufgaben, an denen ich gerade arbeite, würde das Gesamtprojekt verzögern, wenn ich sie jetzt nicht bearbeite?“

    Wir arbeiten selten nur an einem einzigen Projekt oder einer einzigen Aufgabe. Oft haben wir mehrere Projekte und Aufgaben auf dem Tisch und müssen entscheiden, welche wir zuerst in Angriff nehmen. Mit der Methode des kritischen Pfades scannst Du alles, was Du vorhast, schätzt die Zeit, die jede Aufgabe in Anspruch nimmt, berücksichtigst die Abhängigkeiten zwischen den Aufgaben und achtest auch die Fristen.

    Um die Methode des kritischen Pfades anzuwenden, erstellst Du eine Grafik:

    1. Alle Aufgaben, die für das Projekt notwendig sind.
    2. Wie lange jede Aufgabe voraussichtlich dauern wird.
    3. Alle Abhängigkeiten, die zwischen den Aufgaben bestehen (Beispiel: Aufgabe 1 muss erledigt sein, bevor Aufgabe 2 beginnen kann). Einige Aufgaben hängen von anderen ab; einige Aufgaben können unabhängig vom allgemeinen Zeitplan erledigt werden (z. B. kann Aufgabe 3 am Schluss erledigt werden, da ihre Erledigung nicht die Voraussetzungen für andere Aufgaben ist).
    4. Die Endpunkte der einzelnen Aufgaben und des Projekts im Allgemeinen.

    Im folgenden einfachen Diagramm für die Zubereitung Deines Frühstücks kannst Du sehen, wie bestimmte kritische Aufgaben (Eier schälen, Brot schneiden) abgeschlossen sein müssen, bevor andere Aufgaben beginnen können. Und Du siehst, dass Du nur zwischen dem Auffüllen des Wasserkochers und dem Bestreichen des Toastbrotes eine kleine Reservezeit hast; eine Verzögerung bei allen anderen Aufgaben führte dazu, dass Dein Frühstück erst später fertig ist.

    Grafik: Andreas Hobi

    Das Frühstück ist ein sehr einfaches Beispiel. In komplexeren Projekten aber ist es häufig so, dass einige wenige Aufgaben entscheidend sind, wenn es darum geht, das Projekt rechtzeitig zu beenden. Und damit wären wir wieder beim Pareto-Prinzip, wo 20 % der Aufgaben für 80 % des Projekterfolgs verantwortlich sind.

    Genügsamkeit vs. Maximierung

    Nicht alle Tätigkeiten bringen für eine zusätzlich investierte Stunde den gleichen Nutzen.

    Nehmen wir etwa Sport: 20 Stunden Sport pro Woche bringt nicht zehnmal so viel Nutzen wie zwei Stunden Sport pro Woche. Stattdessen nimmt der Nutzen mit jeder weiteren Stunde ab, wie hier schematisch dargestellt.

    Bei anderen Tätigkeiten hingegen steigt der Nutzen exponentiell an. Je mehr Du hier investierst, desto größer ist der Nutzen für jede weitere investierte Stunde. Dazu gehören unter anderem Lernen oder das Investieren von Erspartem. Hier schaut die Grafik eher so aus:

    Achte deshalb darauf, dass die Tätigkeiten mit exponentiell steigendem Nutzen zu den 20 % der Tätigkeiten gehören, denen Du Dich in erster Linie widmest.

    Quad-Analyse

    Ein Bekannter von mir ließ seine Kundenstruktur durch einen externen Berater analysieren. Dieser zeigte ihm auf, dass tatsächlich rund 20 % der Kunden knapp 80 % des Umsatzes generieren. Als der Berater diese wertvollen Kunden genauer betrachtete, fielen ihm Gemeinsamkeiten auf, die meinem Bekannten davor gar nicht bewusst waren. Basierend auf diesen Gemeinsamkeiten konnte das Unternehmen die Art und Weise, wie es seine Dienste anbot und vermarktete, anpassen. Dies führte zu deutlich höheren Umsätzen, weil dadurch weitere hochkarätige Kunden gewonnen werden konnten.

    Als Ausgangspunkt für diese Kundenanalyse diente dabei die Quad-Analyse, die das Strategieberatungsunternehmen Strategex entwickelte. Vereinfacht gesagt, funktioniert die Quad-Analyse so:

    1. Unterteile Deine Kunden in zwei Gruppen:
      • A-Kunden = die 20 % Deiner Kunden, die 80 % des Umsatzes generieren
      • B-Kunden = alle anderen
    2. Unterteile Deine Produkte / Dienstleistungen in zwei Gruppen:
      • A-Produkte = die 20 % Deiner Produkte, die 80 % des Umsatzes generieren
      • B-Produkte = alles andere
    3. Setze die beiden Kunden- und Produktgruppen nun in diese vier Felder ein:

    Jetzt ist es wichtig, für jedes der vier Felder die richtige Strategie zu haben:

    Feld 1 (A-Kunden & A-Produkte)
    Dies ist das Segment Deines Unternehmens, das verteidigt und ausgebaut werden muss. Es ist äußerst strategisch. Wenn Du eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung ausschließlich für dieses Segment aufstellen und die prozentualen Overheadkosten zuwiesest, stelltest Du möglicherweise fest, dass über 100 % des Gewinns Deines Unternehmens hier zu finden sind. Meistens finden wir 150–200 % des Gewinns eines Unternehmens in diesem Feld! „Mehr als 100 Prozent? Wie kann das sein?“, fragst Du Dich jetzt vielleicht. Nun, das liegt daran, dass Du in den anderen Feldern oftmals Geld verlierst oder nur kostendeckend arbeitest.

    Feld 2 (A-Kunden & B-Produkte)
    Deine A-Kunden sind auch an Produkten interessiert, die nicht zum Kerngeschäft Deines Unternehmens gehören. Dieser Bereich macht in der Regel etwa 16 % Deines Umsatzes aus und ist meistens knapp kostendeckend. Dieses Segment erfordert viel Aufwand, ohne dass die Einnahmen diesen Aufwand rechtfertigen. Auch die Gewinnspannen sind nicht besonders hoch, denn Deine besten Kunden neigen dazu, hart zu verhandeln.

    Es gibt viele Möglichkeiten, hier das Risiko eines Verlustes zu minimieren. Du kannst die Preise für B-Produkte erhöhen, selbst bei Deinen größten Kunden. Es besteht zwar ein kleines Risiko, aber wenn Du die Preise für B-Produkte erhöhst und im Gegenzug jene für A-Produkte senkst, werden nur jene Kunden abspringen, die ausschließlich B-Produkte kauften. Deine A-Produkte machen 150 bis 200 Prozent Deines Gewinns aus; Du hast Spielraum bei der Preisgestaltung, wenn mehrere Deiner A-Kunden Deine A-Produkte kaufen. Eine Preissenkung zur Förderung eines Feld-2-zu-1-Übergangs wird Deinen Erfolg definitiv verbessern.

    Wenn angepasste Preise keine Option sind, solltest Du mit den Kunden sprechen und deren Bedürfnisse verstehen. Das Gespräch wird Dir helfen, die konkreten Bedürfnisse Deiner A-Kunden besser zu verstehen und ihnen das Richtige anzubieten.

    Feld 3 (B-Kunden & A-Produkte)
    Dies sind zweitrangige Kunden, die Deine besten Produkte oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Damit kannst Du gute Geschäfte machen.

    Dieses Feld macht in der Regel ebenfalls 16 % Deines Umsatzes aus. Das Feld-3-Geschäft erfordert jedoch viele einzelne Kundenbeziehungen und raubt den A-Kunden Ressourcen.

    Du solltest deshalb Maßnahmen ergreifen, um dieses Geschäft auf einem tiefen Niveau zu halten. Verlange zum Beispiel Mindestbestellungen mit Vorauskasse (so sparst Du Dir die Kreditprüfung) und biete keinen besonderen Service an (außer Du verrechnest alle Zusatzleistungen).

    Feld 4 (B-Kunden & B-Produkte)
    Die Einnahmen aus dem Feld-4-Geschäft machen nicht viel aus – nur 4 % Deiner Gesamteinnahmen – erfordern aber eine Menge Verwaltungsaufwand und unzählige Kundenbeziehungen.

    Wenn Du eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung erstelltest, die sich auf dieses Feld konzentriert, wiesen die Ergebnisse einen sehr hohen Verlust aus! In diesem Segment gibt es kein Wachstum, hier gibt es nichts zu holen, es ist völlig unstrategisch.

    Was machen wir also mit einem kleinen, transaktionslastigen, kostenintensiven, unrentablen und völlig unstrategischen Feld? In 99,9 % der Fälle kann dieses Feld und der damit verbundene Auswand eliminiert werden. Ohne die Zeit, die Energie und die Ressourcen, die in Feld 4 verbraucht werden, kannst Du Deine Energie wieder auf die Felder 1 und 2 konzentrieren. Allein durch die Beseitigung von Feld 4 würde Dein Unternehmen sofort eine finanzielle Verbesserung verzeichnen!

    Die Quad-Analyse in der Realität
    Ein Beispiel dafür, wie die Schlussfolgerungen aus der Quad-Analyse in einem Unternehmen angewendet werden können, zeigte Steve Jobs. Als er in den 1990er-Jahren zu Apple zurückkam, kürzte er fast alle Produktlinien von Apple und konzentrierte sich stattdessen auf die Produkte mit dem größten Potenzial.

    Das Pareto-Prinzip auf das Pareto-Prinzip angewandt

    Spannend wird es, wenn Du das Pareto-Prinzip auf das Pareto-Prinzip anwendest.

    Das einfache Pareto-Prinzip funktioniert so: Nehmen wir an, für den heutigen Tag hast Du 25 verschiedene Aufgaben, an denen Du arbeiten könntest. Jedoch hast Du nur Zeit, um fünf Aufgaben (20 % von 25 Aufgaben) zu erledigen. Wenn Du nun die fünf wichtigsten Aufgaben auswählst, erreichst Du damit noch immer rund 80 % des Ergebnisses, welches Du erreicht hättest, wenn Du alle 25 Aufgaben erledigt hättest. An dieser Stelle wären die meisten Menschen zufrieden.

    Das doppelte Pareto-Prinzip funktioniert so: Du kannst aber noch einen Schritt weiter gehen und das Pareto-Prinzip erneut anwenden, dieses Mal auf die fünf verbleibenden Aufgaben. Wenn Du hier nun die eine Aufgabe wählst (20 % von fünf Aufgaben), die für 80 % des Ergebnisses der fünf Aufgaben verantwortlich ist, erhältst Du eine noch größere Hebelwirkung. Nun erreichst Du 80 % von 80 % des Ergebnisses, was noch immer 64 % des Ergebnisses aller 25 Aufgaben ausmacht.

    Die Frage lautet hier also: „Was ist die eine Sache, die Du jetzt tun könntest und die alles andere einfacher machte?“ Dies ist eine unglaublich einfache Methode zur Prioritätensetzung, die Gary Keller in seinem Buch The One Thing: Die überraschend einfache Wahrheit über außergewöhnlichen Erfolg populär machte. Der Grundgedanke ist, dass es zu jedem Zeitpunkt nur eine Sache gibt, die wir tun können, also sollten wir uns auf die jeweils wichtigste Aufgabe konzentrieren.

    Um zum oben erwähnten Beispiel zurückzukehren: Wenn Du die wichtigste Aufgabe unter 25 Aufgaben auswählst, erhältst Du mit gerade noch 4 % der ursprünglichen Aufgaben 64 % des Ergebnisses. Anschaulich zeigt dies die folgende Tabelle, die ich basierend auf einer Idee von Perry Marshall in seinem Buch 80/20 Sales & Marketing erstellte.

    Grafik: Andreas Hobi

    Auf der Stufe des Pareto-Prinzips (C-Zeit) verwendest Du Deine Zeit 16-mal produktiver als Otto Normalverbraucher. Eine Stufe höher (B-Zeit) bist Du bereits 64-mal so produktiv. Auf der obersten Stufe (A-Zeit) erhältst Du sogar eine 200-fache Hebelwirkung. Ist das nicht eine tolle Sache?

    Hier ist eine visuelle Darstellung desselben Prinzips:

    Grafik: Andreas Hobi

    Wie ich das Pareto-Prinzip im Alltag anwende

    • Ich weiß, dass ich morgens am produktivsten bin. Am Morgen habe ich deutlich mehr Energie als am Nachmittag. Deshalb schütze ich mich zu Tagesbeginn noch stärker als tagsüber vor Ablenkungen wie Social Media, E-Mail, Telefonate oder Push-Meldungen auf dem Smartphone. Alle diese Dinge sind stumm geschaltet und ich schaue sie – wenn überhaupt – nur in den Pausen an.
    • Ich erlernte in meiner Schulzeit das 10-Finger-Tastaturschreiben. Das Erlernen des Zehnfingersystems in wenigen Stunden war eine der besten Investitionen, da mir das im Laufe des Lebens tausende an Stunden Zeit einspart.
    • Ich vermeide es, unnötig Zeit mit gehackten Daten und Benutzerkonten zu verbringen, indem ich immer sichere Passwörter verwende und dank meinem Passwortmanager-Programm jedes Passwort nur ein einziges Mal verwende. Wo immer möglich verwende ich die 2-Faktor-Authentifizierung. Außerdem habe ich automatische Updates eingerichtet, sodass Sicherheitslücken möglichst rasch behoben werden.
    • Ich vermeide es, mich mit unerklärlichen Fehlermeldungen und Bluescreens auf dem Computer herumzuschlagen, indem ich einen iMac statt eines PCs nutze. Auf diese Weise verbringe ich mehr Zeit mit dem Erledigen meiner Aufgaben und weniger Zeit mit dem Googeln von Fehlermeldungen.
    • Morgens erledige ich anspruchsvolle, schwierigere Aufgaben und nachmittags, wenn mein Gehirn erschöpft ist, leichtere.
    • Ich lasse die Haare wachsen, bis sie kaum noch ansehnlich sind und schneide sie dann so kurz wie möglich. So verschaffe ich mir möglichst viel Zeit zwischen den Haarschnitten.
    • Ich kaufe mir immer das gleiche Socken-Modell. So kann ich jede einzelne Socke mit jeder anderen Socke kombinieren und muss mir keine Sorgen machen über einzelne Socken, die verloren gehen oder die ich wegen Löchern wegwerfen muss.
    • Ich kaufe nur schwarze, neutrale Gürtel, die zu allen meinen Hosen passen.
    • Ich achte auf genügend Schlaf. Erst recht vor wichtigen Prüfungen oder Terminen. Wer Schlaf opfert, um mehr erledigen zu können, macht einen gravierenden Denkfehler!
    • Die besten Tipps, die ich von Mitmenschen erhielt, bekam ich aus Büchern. Buchautoren sind die besten Coaches und Mentoren. Die Autorinnen und Autoren haben oft ihr ganzes Leben damit verbracht, ein Thema zu erforschen und geben ihr Wissen jetzt kompakt in 300 Seiten oder 8 Stunden Lesezeit an Dich weiter.
    • Wenn ich mich konzentrieren muss, höre ich im Kopfhörer nicht einfach nur normales weißes Rauschen, sondern binaurale Beats.
    • Meine Lieblingsfilme und Fernsehsendungen sind solche, bei denen ich etwas lerne, obwohl ich unterhalten werde. Ich liebe zum Beispiel Filme, die auf einer wahren Geschichte beruhen und Biografien.
    • Bei der Entscheidung, was ich mir ansehe, lege ich großen Wert auf die IMDB-Bewertungen von Filmen und Fernsehsendungen. Ich sehe mir nicht sehr viele Filme an (1–2 pro Monat), also möchte ich sichergehen, die besten Filme zu sehen. Es werden jedes Jahr Tausende von Filmen gedreht. Wenn ich mir nur 10–20 davon ansehe, warum sollte ich mir etwas anderes als die besten 10–20 ansehen?
    • Ich machte nahezu jeden Persönlichkeitstest (Myers-Briggs, StrengthsFinder usw.), den es da draußen gibt, da es für mich sehr wertvoll ist, so viel wie möglich über die Verhaltensweisen anderer und mich zu erfahren. Der Schlüssel liegt nicht darin, den Test zu machen, das Ergebnis zu überfliegen und zu sagen: „Ja, das bin ich“. Der Schlüssel liegt darin, die Ergebnisse gründlich zu reflektieren; insbesondere die Teile, in denen Vorschläge gegeben werden, wie ich mein Leben optimieren kann. Das ist auch für die Beziehungen zu Kollegen, Familienmitgliedern und Lebenspartnern wichtig.
    • Ich verstehe das Prinzip der „versunkenen Kosten“.
    • Je älter ich werde, desto konservativer und „eingefahrener“ werde ich und desto eher tue ich Trends als Modeerscheinungen ab. Wenn ich deshalb sehe, dass alle eine neue Technologie nutzen, die ich nicht verstehe, befasse ich mich intensiver damit, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. In der Vergangenheit war dies zum Beispiel bei TikTok oder Roblox der Fall.
    • Ich vermeide es, nach 14:00 Uhr Kaffee zu trinken. So kann ich abends tiefer schlafen. Kaffee hat eine Halbwertszeit von sechs Stunden, sprich: Nach sechs Stunden befindet sich die Hälfte des Koffeins noch immer in meinem Körper und infolgedessen ist nach 12 Stunden noch immer ein Viertel des Koffeins in meinem Blut.
    • Die Nachrichten zu lesen ist Zeitverschwendung.
    • Ich lese lieber Bücher als kurze Texte im Internet oder in den Medien. Im Gegensatz zu Artikeln, Podcasts oder anderen Medien verbringen Autorinnen und Autoren Jahre damit, ihre Texte zu perfektionieren und sie zu überarbeiten, um sicherzustellen, dass sie ihre Argumente so klar wie möglich darlegen. Es ist sinnvoller, ein Buch über etwas zu lesen als einen Haufen Artikel, die Journalisten unter Zeitdruck verfassten.
    • Wenn es von einem Buch, das ich kaufen will, eine Kindle-Version gibt, ziehe ich diese der Hardcover-Version vor. So kann ich Markierungen machen, die ich dann automatisch in mein digitales Notizsystem übernehmen kann. Auf diese Weise spare ich mir viel Zeit und das Gelesene / Markierte geht nicht vergessen.
    • Wenn mich ein Sachbuch interessiert und ich es kaufen möchte, lese ich zuerst die negativen Kritiken. Wenn mich die negativen Kritiken nicht abschrecken, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich es lese, bereits viel größer. Dann lese ich noch die 4-Sterne-Rezensionen, die meist viel ausgeglichener und ehrlicher sind als die 5-Sterne-Bewertungen.
    • Das erste Buch zu einem neuen Thema ist immer viel wertvoller als jedes weitere Buch zum gleichen Thema. Nach dem Lesen dieses Buches weißt Du oft schon mehr über das Thema, als 98 % der Bevölkerung. Mit jedem weiteren Buch zu diesem Thema sinkt die Erkenntnisrate rapide ab, da sich viele Ideen und Gedanken wiederholen.
    • Ich verschließe meine Webcam mit einem aufgeklebtem Schieberegler, wann immer ich die Kamera nicht benötige. Sich in eine Webcam zu hacken, ist sehr einfach; weshalb sollte ich also dieses Risiko eingehen? Tatsache ist: 70 % der Kameras zu Hause und im Büro verwenden den Standardbenutzernamen und das Standardpasswort. Man muss also kein großes Spezialwissen haben, um sich in 70 % der Kameras zu hacken. Ich selbst habe es schon ausprobiert und konnte mich in diverse Webcams hacken, ohne besondere Informatikkenntnisse.

    Fazit

    In diesem Artikel lerntest Du, wie Du in nur einem Bruchteil Deiner Zeit einen Großteil Deiner Aufgaben erledigen kannst. Niemand kann sich zusätzliche Zeit kaufen, aber jeder von uns kann die zur Verfügung stehende Zeit besser nutzen.

    Sei Dir stets bewusst, welche Aufgaben wichtig sind und Dich näher an Deine Ziele führen. Wenn Du Dich zuerst um diese Aufgaben kümmerst, wirst Du deutlich seltener unter Zeit- und Erfolgsdruck stehen. Wie Elon Musk sagte: „Verschwende keine Zeit mit Sachen, die die Dinge nicht wirklich besser machen.“

    Sei Dir aber stets auch bewusst, wo die Anwendung des Pareto-Prinzips nicht sinnvoll ist. Als Lokführer reicht es nun mal einfach nicht, wenn Du bloß 20 % der Signale kennst, die Dir auf der Strecke begegnen. Zwar wirst Du auch hier feststellen, dass diese 20 % der möglichen Signale 80 % der Signale ausmachen, denen Du auf der Strecke begegnest, aber wenn Du nur bei einem der übrigen Signale falsch reagierst, kann das verheerende Auswirkungen haben.


    Dieser Artikel von Andreas Hobi ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0


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