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Karriereplanung: Wie Du mit Journaling und Design Thinking die Weichen in Deinem Leben neu stellst

    Karriereplanung

    Bist Du mit Deinem Leben unzufrieden und möchtest etwas daran verändern?

    Dann bist Du hier genau richtig! Erfahre in diesem Artikel, wie Du herausfindest, was in Deinem Leben nicht optimal läuft und wie Du die Weichen neu stellst. Das ist einfacher, als Du jetzt vielleicht denkst.

    Und alles, was Du dazu benötigst, ist Stift und Papier.

    Auf das darfst Du Dich in diesem Artikel freuen

    Mach, was Du willst: Design Thinking fürs Leben

    Dieser Artikel ist eine Ergänzung zu meinem Artikel über Journaling. Falls Du den Journaling-Artikel noch nicht gelesen hast, hole das jetzt hier nach, bevor Du weiterliest: Journaling: Diese Selbstcoaching-Methode nutzen Top-Performer

    Heute geht es darum, wie Du ganz einfach herausfindest, in welche Richtung Du Deine Karriere und Dein Leben steuern möchtest. Leider ist es nicht ganz so einfach wie beim Autofahren, wo Du einfach Dein Ziel in den Navi eingibst und dieser Dir dann eine exakte Wegbeschreibung gibt. Schwer ist es aber auch nicht, wie Du in diesem Artikel feststellen wirst. Du musst nur ein paar einfache Schritte befolgen.

    Für diesen Artikel ließ ich mich vom Buch Mach, was Du willst: Design Thinking fürs Leben inspirieren. Auch die Beispiele, die Du in diesem Artikel findest, stammen aus dem Buch. Falls Du also nach dem Lesen dieses Artikels mehr darüber erfahren möchtest, empfehle ich Dir, dieses Buch zu kaufen.

    Um die Vorgehensweise zu verstehen, die ich in diesem Artikel beschreibe, musst Du zwei Begriffe verstehen: Flow und Energie

    Flow

    Flow ist ein mentaler Zustand, in welchem Du völlig in eine Tätigkeit vertieft und konzentriert bist.  Die Zeit scheint stillzustehen und die Herausforderungen Deiner aktuellen Tätigkeit entsprechen exakt Deinen Fähigkeiten. Du bist weder gelangweilt, weil Du unterfordert bist, noch angespannt, weil die Tätigkeit Deine Fähigkeiten übersteigt.

    Diagramm zum Flow zwischen Über- und Unterforderung: Stress, Überforderung und Angst liegen über der oberen Linie. Langeweile, Unterforderung und Routine liegen unterhalb der tieferen Linie. Der Flow liegt genau dazwischen, und wenn Fähigkeiten und Anforderungen zusammen steigen, wird der Bereich des Flow größer. Der Flow ist wie ein sich ausdehnender Strahl zwischen der oberen und unteren Linie, und nicht allein die mittlere Linie.
    Bild: C.Löser, bearbeitet durch Andreas Hobi (Lizenz: CC BY-SA 4.0)

    Zum ersten Mal wurde der Flow-Zustand vom ungarischen Psychologieprofessor und Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi (1934–2021) beschrieben. Falls Du Dich näher mit seiner Theorie befassen möchtest, empfehle ich Dir sein Buch Flow – Das Geheimnis des Glücks.

    Menschen, die sich in einem Flow-Zustand befinden, berichten, dass sich dies wie folgt anfühlt:

    • Sie gehen vollständig in ihrer Tätigkeit auf
    • Sie empfinden ein Gefühl der Ekstase oder Euphorie
    • Sie haben eine große innere Klarheit – sie wissen genau, was sie tun sollen und wie sie es tun sollen
    • Sie haben das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen und alles rundherum nicht existieren.

    Flow ist eine dieser „es ist schwer zu beschreiben, aber Du weißt, was ich meine, wenn Du es spürst“-Erfahrungen.

    Wissenschaftler zum Beispiel sind im Flow, wenn sie die Bedürfnisse nach Essen oder Schlafen „vergessen“ und in langen Nachtarbeiten eine faszinierende Problemlösung verfolgen. Ein Familienvater ist vielleicht im Flow, wenn er ganze Wochenenden in seinem Hobbykeller verbringt. Und ich bin regelmäßig im Flow, wenn ich Texte für diese Webseite oder für Kunden schreibe. Artisten oder Extremsportler vergessen im Flow oft sogar selbst gravierende Verletzungen und Schmerzen.

    Energie

    Der zweite Begriff, den Du kennen musst, um die folgenden Kapitel zu verstehen, ist Energie.

    Das Gehirn ist ein sehr energiehungriges Organ. Von den rund zweitausend Kalorien, die Du pro Tag zu Dir nimmst, gehen fünfhundert in den Betrieb Deines Gehirns. Das ist erstaunlich: Das Gehirn macht nur etwa 2 Prozent Deines Körpergewichts aus, und doch verbraucht es 25 Prozent der Energie, die Du jeden Tag verbrauchst. Es ist kein Wunder, dass die Art und Weise, wie Du Deine Aufmerksamkeit investierst, entscheidend dafür ist, ob Du Dich energiegeladen oder energielos fühlst.

    Du bist den ganzen Tag durch mit körperlichen und geistigen Aktivitäten beschäftigt. Einige dieser Aktivitäten füllen Deinen Energiespeicher auf, andere entleeren ihn. Diese Energieflüsse solltest Du verfolgen. Sobald Du nämlich weißt, wie und wo Deine Energie fließt, kannst Du damit beginnen, Deine Tätigkeiten so zu gestalten, dass Du Deine Vitalität maximierst.

    Dein Aktivitätsjournal

    Kommen wir nun zum Hauptteil dieses Artikels: zum Aktivitätsjournal.

    Was ein Journal ist, weißt Du ja bereits. Ein Aktivitätsjournal ist eine sehr spezifische Form eines Journals. Es besteht aus zwei Teilen:

    • Aktivitätsprotokoll (wo Du festhältst, bei welchen Tätigkeiten Du in einen Flow-Zustand kommst und welche Tätigkeiten Dir Energie geben oder rauben)
    • Reflexion (wo Du festhältst, was Du aus Deinem Aktivitätsprotokoll gelernt hast)

    Mithilfe dieser beiden Teile kannst Du herausfinden, in welche Richtung Du Dein Leben und Deine Karriere steuern möchtest. Du erkennst, was aktuell bereits so ist, wie es sein muss und was Du verändern solltest. Und mit den richtigen Fragen und Überlegungen findest Du dann heraus, wie Du Dein Leben verändern kannst.

    Schauen wir uns die beiden Teile Deines Aktivitätsjournals jetzt im Detail an.

    Aktivitätsprotokoll

    In Deinem Aktivitätsprotokoll erfasst Du Deine Tätigkeiten und hältst fest, wie anregend diese Tätigkeiten sind. Befindest Du Dich bei einer Tätigkeit im Flow? Gibt Dir eine Tätigkeit Energie oder raubt sie Dir eher Kraft? Halte alle diese Dinge im Aktivitätsprotokoll fest!

    Ich empfehle Dir, täglich Einträge in das Aktivitätsprotokoll zu machen, um sicherzugehen, dass Du viele wertvolle Informationen festhalten kannst. Wenn Du mal einen Tag vergisst, ist das keine Katastrophe, aber protokolliere die Aktivitäten mindestens jeden zweiten Tag, sonst ist das Protokoll zu lückenhaft.

    Wie Du Dein Journal führst, ist Dir überlassen. Zur Frage, ob Du es besser mit Stift und Papier oder digital schreibst, habe ich bereits früher geschrieben.

    Reflexion

    Das zweite Element Deines Aktivitätsjournals ist die Reflexion. Hier studierst Du Dein Aktivitätsprotokoll und versuchst, Trends, Erkenntnisse und Überraschungen herauszulesen. Du suchst nach Hinweisen darauf, welche Tätigkeiten gut für Dich sind und welche nicht.

    Ich empfehle Dir, Dein Aktivitätsprotokoll mindestens drei Wochen lang zu führen, oder so lange, bis Du alle verschiedenen Arten von Tätigkeiten erfasst hast, die Dir bei Deiner Arbeit begegnen können. (Manche Tätigkeiten kommen vielleicht nur alle paar Wochen vor.) Im Idealfall führst Du Dein Aktivitätsprotokoll so lange, bis Du jede Tätigkeit mindestens zweimal erfasst hast.

    Im Buch Mach, was Du willst: Design Thinking fürs Leben erzählen die Autoren von Bill, der diese Übung mit dem Aktivitätsprotokoll und der Reflexion gemacht hat:

    Bill arbeitet an einer Universität und liebt es, Studierende zu betreuen und ihnen zu helfen. Gleichzeitig stellte er jedoch fest, dass ihm die Tätigkeit sehr viel Energie raubt und er deshalb außerhalb der Arbeit kaum mehr Kraft hat, um Dinge zu unternehmen. Er war überrascht, dass die Betreuung der Studierenden, die er eigentlich mag und mit denen er gerne Zeit verbringt, ihn so sehr belastet. Nachdem er sein Aktivitätsjournal einige Zeit geführt hatte, stellte er zwei Dinge fest:

    1. die Betreuung der Studierenden findet in einer schlechten Umgebung statt (dem lauten Seminarraum)
    2. sein Coaching ist nicht effektiv – die Studierenden „verstehen es nicht“

    Diese beiden Beobachtungen führten zu einer Neugestaltung des Umfelds von Bills Coaching-Stunden. Er wechselte den Raum und änderte seine Coaching-Struktur; statt Einzelgespräche führte er jetzt Gruppen-Coachings durch, sodass sich die Studierenden gegenseitig helfen konnten. Diese Änderungen führten dazu, dass Bill von nun an während den Coaching-Sitzungen regelmäßig in einen Flow geriet und er mit mehr Energie in den Feierabend ging.

    Hineinzoomen

    Wenn Du Dein Aktivitätsprotokoll und die regelmäßige Reflexion einige Zeit durchgeführt hast, kannst Du einen Schritt weitergehen und die nächste Technik hinzunehmen: das Hineinzoomen.

    Zu diesem Zeitpunkt hast Du vermutlich bereits bemerkt, dass einige Deiner Einträge im Aktivitätsprotokoll spezifischer sein könnten. Arbeite von jetzt an daran, öfters hineinzuzoomen und die Aktivitäten noch präziser als bisher festzuhalten. Je klarer Du weißt, was für Dich funktioniert und was nicht, desto besser kannst Du die Richtung festlegen, in die Du gehen willst.

    Hast Du etwa die Feststellung gemacht, dass Dir Deine Teamsitzungen sehr viel Energie rauben? Versuche herauszufinden, welcher Teilaspekt Deiner Teamsitzungen es konkret ist, der Dir Energie raubt: Liegt es daran, dass Dein Team immer wieder über die gleichen Themen spricht, obwohl ihr bereits in der letzten Sitzung alles entschieden habt? Liegt es daran, dass die Temperatur im Sitzungszimmer immer so hoch ist und Du deshalb ins Schwitzen kommst? Streikt die Technik immer wieder, was enorm viel Zeitverlust bedeutet?

    AEIOU-Methode

    Du wirst feststellen, dass es nicht immer einfach ist, aus Deinen Einträgen im Aktivitätsjournal detaillierte Einsichten zu gewinnen. Vielleicht fällt Dir auch das Hineinzoomen schwer. Hier hilft Dir die AEIOU-Methode, die ursprünglich aus dem Design Thinking stammt und die Dev Patnaik für das Aktivitätsjournal anpasste:

    • Activitiy (Aktivität): Was hast Du während der Tätigkeit gemacht? Handelte es sich um eine strukturierte oder eine unstrukturierte Tätigkeit? Hattest Du eine bestimmte Rolle inne (Teamleiter, etc.)?
    • Environment (Umgebung): Deine Umgebung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf Deinen emotionalen Zustand. In einem Fußballstadion fühlst Du Dich anders als in einer Kathedrale. Achte darauf, wo warst Du während der Tätigkeit? Wie hast Du Dich dort gefühlt?
    • Interaction (Interaktion): Womit hast Du interagiert – mit Menschen, Maschinen, einer Software oder Künstlicher Intelligenz? Handelte es sich um eine neue Art der Interaktion oder um eine, mit der Du bereits vertraut bist? War sie formell oder informell?
    • Object (Objekt): Hast Du mit irgendwelchen Objekten interagiert – Tablets oder Smartphones, Kameras oder Plakaten? Welchen Einfluss hatten die Objekte auf Deinen Energiefluss?
    • User (Benutzer; besser: Menschen): Wer war noch anwesend, und welche Rolle spielten diese Menschen?

    Die Anwendung der AEIOU-Methode kann Dir helfen, effektiv zu analysieren, was Dir guttut und was nicht. Im Buch Mach, was Du willst: Design Thinking fürs Leben findest Du dieses Beispiel:

    Lydia ist eine freie Texterin und hilft Experten dabei, ihre Prozesse in Handbüchern zu dokumentieren. Sie stellte fest, dass sie es hasste, mit Menschen zu arbeiten – vor allem, weil sie sich nach Besprechungen schrecklich fühlte. Anderseits fühlte sie sich großartig, wenn sie den ganzen Tag schreiben konnte. Sie fragte sich, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten könnte, ohne jemals wieder in eine Besprechung zu gehen, als sie das Aktivitätsjournal führte und die AEIOU-Methode anwandte.

    Als sie sich näher damit befasste, wurde ihr bewusst, dass sie Menschen eigentlich ganz gut leiden konnte – solange sie sich nur mit einem oder zwei von ihnen traf und entweder intensiv an den Texten arbeitete oder ein schnelles Brainstorming zu neuen Projektideen machte („Aktivität“ in der AEIOU-Methode). Sie hasste Besprechungen, in denen es um Planung, Termine und Geschäftsstrategien ging, sowie alle Besprechungen mit mehr als sechs Teilnehmenden. Zudem konnte sie einfach nicht all die verschiedenen Meinungen verfolgen (Umgebung). Lydia erkannte, dass sie eine intensive und konzentrierte Arbeiterin war und dass andere Personen (Menschen) ihre Konzentration entweder fördern oder stören können, je nach der Form der Zusammenarbeit (Interaktion).

    Die Erkenntnisse aus dem Aktivitätsjournal – mithilfe der AEIOU-Methode – halfen Lydia, einen besseren Weg zu finden. Versuche auch Du, das Aktivitätsjournal zusammen mit der AEIOU-Methode anzuwenden, um mehr über Dich und Deinen (zukünftigen) Lebensweg herauszufinden.

    Stelle Deine Weichen neu

    Wenn Du Dein Aktivitätsjournal ein paar Wochen lang geführt hast und auf Deine Erkenntnisse aus der Reflexion schaust, merkst Du möglicherweise rasch, was Du in Deinem Leben ändern solltest.

    Jetzt liegt es an Dir, diese Änderungen in Angriff zu nehmen. Vielleicht reicht es, wenn Du Deinen aktuellen Job leicht veränderst (wie bei Bill und Lydia). Vielleicht aber musst Du den Job oder sogar die Branche wechseln.

    Zusammenfassung

    Fassen wir nun die einzelnen Schritte kurz zusammen:

    1. Führe ein Aktivitätsjournal über Deine täglichen Aktivitäten. Notiere, wann Du im Flow und/oder energiegeladen bist und was Du während dieser Zeit tust. Versuche, dies täglich zu tun, oder zumindest alle paar Tage.
    2. Setze diese tägliche Aufzeichnung drei Wochen lang fort.
    3. Mache am Ende jeder Woche eine Reflexion. Notiere, welche Aktivitäten Dich anregen und motivieren und welche nicht.
    4. Gibt es irgendwelche Erkenntnisse oder Überraschungen in Deinen Überlegungen?
    5. Gehe näher darauf ein und versuche, noch mehr hineinzuzoomen, was Dich anspricht und was nicht.
    6. Verwende nach Möglichkeit die AEIOU-Methode, um möglichst gute Resultate zu erhalten.
    7. Entscheide, was Du in Deinem Leben ändern musst und stelle die Weichen neu.

    Dieser Artikel von Andreas Hobi ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0

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