Wer in der Lage ist, Nein zu sagen, ist erfolgreicher.
Doch vielen Menschen fällt genau dies schwer. Sie haben ein schlechtes Gewissen oder Angst vor Konsequenzen. Dabei ist diese Sorge völlig unbegründet, wie dieser Artikel zeigt.
Ich zeige Dir heute, wie Du Nein sagen und trotzdem Dein Gesicht wahren kannst.
Der Unterschied zwischen erfolgreichen Menschen und extrem erfolgreichen Menschen besteht darin, dass die extrem erfolgreichen Menschen zu praktisch allem NEIN sagen.
Warren Buffett
Inhaltsverzeichnis
- Wieso wir oft JA sagen
- Wir wurden so erzogen
- Die Evolution machte uns hilfsbereit
- Wir wollen keine Egoisten sein
- Wir wollen gefallen
- Wir fallen auf Bittsteller-Fallen rein
- Gründe für ein NEIN
- Opportunitätskosten
- Prioritäten setzen
- Erfolg hängt von Deiner Selbstdisziplin ab
- Das Gesetz von Angebot und Nachfrage
- USA: zuerst immer ein NEIN
- Das Jahresendgespräch
- Work-Life-Balance
- Strategien, um NEIN zu sagen
- Verschaffe Dir ein Zeitpolster
- Nein sagen aus der Distanz
- Der alternative Vorschlag
- Ein grundsätzliches Nein
- Begründe Dein Nein
- Zeige Empathie
- Das Gegenangebot
- Nein sagen bei Anfragen des Chefs
- Halte Deine Begründung kurz
- Übung macht den Meister
Wieso wir oft JA sagen
Ganz ehrlich: Wie oft sagst Du spontan JA, wenn Dich jemand um einen Gefallen bittet? Und wie oft ärgerst Du Dich danach und bereust es, nicht NEIN gesagt zu haben?
Den wenigsten Menschen fällt es leicht, Nein zu sagen. Woher kommt es, dass wir (zu) oft Ja sagen, aber eigentlich Nein meinen?
„Andreas, kannst Du mal schnell …?“ Dies war der Satz, den ich bei einem früheren Arbeitgeber immer mal wieder hörte; und zwar nicht mal unbedingt von meinem Chef, sondern von anderen Mitarbeitenden. Durch meine langjährige Branchenerfahrung und mein vielfältiges Fachwissen war ich auch tatsächlich dazu in der Lage, verschiedenen Abteilungen weiterzuhelfen, wenn Not am Mann war. Ich machte dies auch gerne, gleichzeitig wusste ich aber auch, dass meine eigentliche Arbeit stets Vorrang haben muss. Das bedeutete, dass ich oft Nein sagen musste, wenn jemand mit einer Bitte kam.
Es ist gar nicht mal so schwer, NEIN zu sagen. Du kannst das lernen! Und Du wirst in diesem Artikel feststellen, dass Deine Angst vor Konsequenzen und Dein schlechtes Gewissen absolut unbegründet sind.
Eines vorweg: Niemals käme es mir in den Sinn, Dir zu empfehlen, zu ALLEN Anfragen immer NEIN zu sagen! Unternehmen funktionieren nur dann, wenn sich die Mitarbeitenden auch mal gegenseitig helfen und unterstützen. Jedoch ist es wichtig, genau abzuwägen, wo ein Ja sinnvoll ist und wo ein Nein. Sobald Deine eigentlichen Aufgaben oder sogar Dein Privatleben darunter leiden, dass Du zu oft Ja sagst, musst Du etwas ändern.
Wir wurden so erzogen
Leider werden auch heute noch viele Kinder so erzogen, dass sie anderen stets zu Diensten sein sollen. Insbesondere bei Mädchen ist dies häufig der Fall. Im Elternhaus fallen dann Sätze wie:
- „Was sollen denn die anderen denken?“
- „Falle nicht auf und passe Dich an!“
- „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“
Von klein auf werden wir dazu getrimmt, bestimmte Erwartungen zu erfüllen. Vielen Kindern wird beigebracht, dass die Menschen sie nur dann mögen, wenn sie nützlich sind.
Natürlich sollen Kinder lernen, sich anständig zu benehmen. Und natürlich sollen sie nicht zu allem Nein sagen. Aber wenn Eltern ihnen beibringen, dass Nein ein verbotenes Wort ist, dann ist das schlecht.
Die Evolution machte uns hilfsbereit
Die Angst vor der Zurückweisung der Gruppe hat evolutionäre Wurzeln. In der Steinzeit musste der Mensch unter allen Umständen vermeiden, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, denn allein war der Mensch nicht überlebensfähig. Kooperative Menschen hatten einen Überlebensvorteil und das führte dazu, dass diese kooperativen Gene die Zeit überdauert haben, weitergegeben wurden und heute in den meisten von uns stecken.
Doch heute überlebst Du auch dann, wenn Du hin und wieder einen Gefallen abschlägst.
Wir wollen keine Egoisten sein
Vielleicht antwortest Du öfters mit JA statt mit NEIN, weil Du nicht egoistisch sein möchtest. Dabei musst Du davor gar keine Angst haben, denn allein Deine Befürchtung, egoistisch zu sein, zeigt ja bereits, dass Du Dir darüber Gedanken machst. Wirkliche Egoisten hätten solche Gedanken nicht. Du sagst ja nicht, andere seien Dir egal, sondern Du achtest auf Dich selbst und wägst ab, was Du Dir zumuten kannst und möchtest.
Der Egoismusvorwurf ist enorm wirkungsvoll, wenn man jemanden dazu bringen will, etwas Bestimmtes zu tun. Nimm solche Manipulationsvorwürfe nicht einfach so hin! Du weißt selbst am besten, dass Du in der Regel hilfsbereit bist. Und zudem: Wer Dich als Egoistin oder Egoist bezeichnet, ist in den meisten Fällen selbst egoistisch: Es gibt wohl kaum eine egoistischere Handlung, als jemanden emotional zu manipulieren und als egoistisch zu bezeichnen, nur weil man nicht bekommt, was man möchte.
Du bist kein schlechter Mensch, nur weil Du eine Bitte ablehnst. Niemand kann ständig überall und für alle bereitstehen. Auf Deine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, hat nichts mit Egoismus zu tun. Du kannst nur dann eine Hilfe für andere sein, wenn Du genug Kraft und Energie für Dich selbst hast.
Falls Du noch immer befürchtest, als egoistisch dazustehen, sobald Du eine Anfrage ablehnst, stell Dir doch mal die umgekehrte Frage: Wie nimmst es Du selbst wahr, wenn eine Kollegin Dich nicht unterstützen kann? Findest Du sie egoistisch oder kannst Du ihr Nein nachvollziehen? Nun, vermutlich akzeptierst Du es, oder? Und genau so werden die Kollegen auch Dein Nein akzeptieren.
Wir wollen gefallen
Jeder möchte seinen Mitmenschen gefallen. Wir alle möchten geliebt werden und fühlen uns geschmeichelt, wenn jemand zu uns sagt: „Du bist immer so hilfsbereit!“.
Und wenn Dich Deine Mitmenschen dann noch davon überzeugen, dass niemand diese Aufgabe so perfekt erledigen kann, wie Du, ist dies für Dich noch ein Grund mehr, die Aufgabe erst recht zu übernehmen. Und so kommt es, dass Du im Verein, bei der Organisation des Quartierfestes, im Elternrat und bei der Arbeit stets alle Aufgaben erledigst, die andere auf Dich abschieben, weil Du ja schließlich der oder die Beste bist. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass auf Deinem Zeitkonto gar kein Platz mehr für Dich selbst bleibt. Und jedes Mal denkst Du Dir: „Ach was soll’s, das schaffe ich jetzt auch noch.“
Wenn Du stets den Wunsch hast, zu gefallen und geliebt zu werden, führt dies zu dem Gefühl, nicht NEIN sagen zu dürfen. Doch wer Dich als Mensch wertschätzt, wird Dich auch dann mögen, wenn Du Dir Grenzen setzt, die Deine mentale und körperliche Gesundheit schützen.
Zudem ist es gar nicht möglich, stets allen zu gefallen! Und wenn doch, dann nur zu einem verdammt hohen Preis. Entscheide Dich jetzt dafür, dass Du nicht von Menschen gemocht werden musst, die Dich nur mögen, weil Du alles tust, was sie von Dir wollen. Suche stattdessen den Kontakt zu Menschen, die Dich so mögen, wie Du bist.
Wir fallen auf Bittsteller-Fallen rein
Es gibt Leute, die verdammt gut darin sind, Aufgaben weiterzugeben:
- „Ich kann doch sicher darauf zählen, dass Du auch dieses Jahr wieder die Torte machst, oder?“
- „Ich kann mich doch bestimmt auf Dich verlassen, oder?“
- „Also wenn Du nicht zum Feierabendbier mitkommst, dann gehe ich dort auch nicht hin!“
- „Du warst ja bisher fast immer dabei!“
- „Sei doch so nett, und …“
- „Würdest Du mir diesen kleinen Gefallen tun?“
Tja, wer kann bei solchen „Anfragen“ noch Nein sagen? Hier direkt abzusagen, ist tatsächlich sehr schwierig. Wie es aber trotzdem geht, liest Du weiter unten bei den Strategien, um Nein zu sagen.
Gründe für ein NEIN
Die Anzahl an JAS und NEINS, die Du täglich geben kannst, ist immer gleich. Die Frage ist einzig, wozu Du JA sagst und wozu Du NEIN sagst.
Opportunitätskosten
In der Betriebswirtschaft kennen wir das Wort „Opportunitätskosten“: Welchen Wert hat ein ausgegebener Euro oder eine eingesetzte Arbeitsstunde – und wo könnten wir den Euro oder die Arbeitsstunde stattdessen einsetzen? Wir können jede Ressource nur einmal ausgeben und nicht gleichzeitig zwei Zwecken zuführen.
Die Entscheidung, einem Kaffeegespräch zuzustimmen, bedeutet, auf eine Stunde Lesen zu verzichten. Die Entscheidung, an einem Zoom-Gespräch teilzunehmen, bedeutet, nicht auf das Fahrrad zu steigen und Dich zu bewegen. Die Entscheidung, bis spät in die Nacht aufzubleiben, um eine weitere Folge von Squid Game zu sehen oder auf dem Handy eine Partie Fortnite zu spielen, bedeutet, NEIN zu einem produktiven frühen Morgen zu sagen. Die Entscheidung, zu einer Konferenz am anderen Ende des Landes zu fahren, bedeutet, einen dieser bedeutungsvollen Momente mit Deinen kleinen Kindern zu Hause zu verpassen.
Wenn Du in die falsche Aktie investierst, verlierst Du Geld. Wenn Du Zeit in die falsche Aufgabe investierst, verlierst Du aber etwas viel Wertvolleres! Denn Geld kannst Du zurückgewinnen, Zeit aber nicht.
Du solltest nur Zeit in Dinge investieren, die zu Deiner zeitlichen Kapazität, Deinen Werten und Deinen Prioritäten passen.
Mit einem NEIN schaffst Du Dir Raum und Zeit für die Dinge, die Dir wichtiger sind – sei dies ein wichtiges Projekt, die Familie, Freunde, Hobbys oder ausreichend Schlaf.
Prioritäten setzen
Mal angenommen, bei der Arbeit ist es momentan ziemlich stressig, Du fühlst Dich ausgelaugt und benötigst mehr Erholung; deshalb hast Du Dir vorgenommen, in Deiner Freizeit auf mehr Erholung zu achten. Jetzt bittet Dich eine Arbeitskollegin, für das alljährliche Firmenfest eine Torte zu backen. Falls Du sehr gern große Torten herstellst und diese Arbeit richtig entspannend findest, ist es sinnvoll, zu dieser Anfrage Ja zu sagen. Denn Du kannst Dich dabei erholen. Falls Du die Herstellung von Torten aber als sehr stressig empfindest, musst Du an dieser Stelle klar Nein sagen, denn Du hast Dir ja vorgenommen, in der Freizeit auf mehr Erholung zu achten.
Das Aufschreiben Deiner Prioritäten hilft Dir, bewusstere Entscheidungen darüber zu treffen, zu welchen Anfragen Du Ja sagen kannst und zu welchen Anfragen Du Nein sagen musst.
Prioritäten setzen solltest Du Dir auch bei der Erreichbarkeit. Die digitalen Hilfsmittel ermöglichen es heute, überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar zu sein. Und ein Telefonanruf ist rasch beantwortet, selbst wenn Du den Abend eigentlich mit der Familie verbringen möchtest. Aber: Wenn Du nicht klar zwischen Arbeit und Freizeit trennst, lauert die Gefahr, beidem nicht gerecht zu werden. Sprich deshalb mit Deinem Team ab, zu welchen Zeiten Du erreichbar bist und wann nicht – und halte Dich dann auch konsequent daran!
Frage Dich bei jeder Aufgabe – ob von jemandem an Dich herangetragen oder nicht – stets: „Ist das im Moment der wertvollste Einsatz meiner Zeit?“
Vor allem, wenn Du nur wenig Zeit hast, um Deine Ziele zu erreichen, musst Du zu allen Dingen Nein sagen, die Dir nicht dabei helfen, diese Ziele zu erreichen. Eine gnadenlose Prioritätensetzung ist hier extrem wichtig. Alles, was nicht der Zielerreichung dient, verdient jetzt gerade keine Aufmerksamkeit.
Es gibt viele gute Gründe, um zu einer Anfrage Ja zu sagen. Es wäre aber ein Fehler, wenn Du zu jeder guten Anfrage direkt Ja sagst. Überlege Dir stets, ob Du die Zeit dafür hast und falls ja, ob Du nichts mit einer noch höheren Priorität zu erledigen hast. Denn die Zeit wird nie reichen, um alle sinnvollen Aufgaben zu erledigen. Die Zeit reicht nur für die sinnvollsten Aufgaben. Es gibt unendlich viele sinnvolle Aufgaben, aber Deine Zeit ist endlich.
Die Kunst des guten Lebens (Rolf Dobelli)
Erfolg hängt von Deiner Selbstdisziplin ab
Erfolg ist stark von Deiner Selbstdisziplin abhängig; von der Fähigkeit, Nein zu sagen, wenn andere Ja sagen. Das Leben ist eine Folge von Entscheidungen. Wenn Du Deine Entscheidungen kontrollierst, kontrollierst Du damit auch Deine langfristigen Ergebnisse.
Greg McKeown schreibt dazu im Buch Essentialismus: Die konsequente Suche nach weniger:
Nein zu sagen ist eine ureigene Führungskompetenz. Es ist nicht nur eine nebensächliche Fähigkeit. Wie bei jeder Fähigkeit beginnen wir mit begrenzter Erfahrung. Wir sind Novizen im „Nein“. Dann lernen wir ein paar grundlegende Techniken. Wir machen Fehler. Wir lernen aus ihnen. Wir entwickeln weitere Fähigkeiten. Wir üben weiter.
Es ist nicht immer einfach, als Essentialist zu leben. In vielerlei Hinsicht kämpfe ich selbst noch damit. Ich möchte immer noch instinktiv den Menschen helfen, wenn sie mich bitten, etwas zu tun, selbst wenn ich weiß, dass es nicht essentiell ist. Wenn sich mir Gelegenheiten bieten – besonders gute Gelegenheiten – verfalle ich immer noch in den Gedanken: „Ich kann beides“, obwohl ich es in Wirklichkeit nicht kann.
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage
Was leicht zu haben ist, hat automatisch weniger Wert. So lautet das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Deshalb ist es wichtig, gewisse Anfragen abzulehnen, denn ständige Jasager und billige Arbeitskräfte werden selten respektiert.
Eine Studie der Washington State University hat genau das gezeigt: Wer alle Aufgaben widerspruchslos übernimmt, die an sie oder ihn herangetragen werden, wird von den anderen nicht respektiert. Der Studienleiter Professor Craig Parks sagt dazu:
„Wir haben die Testpersonen in Gruppen zusammenarbeiten lassen und sowohl mit sehr egoistischen Leuten konfrontiert als auch mit Leuten, die sehr altruistisch waren, also mehr gegeben als genommen haben. Anschließend haben wir sie gefragt, mit wem aus der Gruppe sie weiterhin zusammenarbeiten wollen und mit wem eher nicht.
Wie erwartet, arbeiten die Menschen nicht gerne mit Egoisten zusammen. Was uns aber umgehauen hat, war die Tatsache, dass auch diejenigen, die überdurchschnittlich viel für die Gruppe geopfert hatten, nicht nur rausgewählt wurden, sondern ebenfalls als extrem unsympathisch bewertet wurden.“
Seine Erklärung: Wer mehr arbeitet, gibt den anderen das Gefühl, im Vergleich schlechter auszusehen. Niemand mag einen braven Streber, der alle an ihn herangetragenen Aufgaben sofort umsetzt.
USA: zuerst immer ein NEIN
Nebst dem Betreiben dieser Webseite verdiene ich mein Geld als Investor. Mein Team besteht aus Leuten, die über die ganze Welt verstreut leben, unter anderem auch in den USA. Und diese Amis erzählten mir, in den USA sei es gang und gäbe, zu allen Anfragen zuerst einfach mal NEIN zu sagen; denn es gäbe immer ein noch besseres Angebot. Anschließend spräche man eher auf gleicher Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt weiter, als wenn man direkt zusage.
Das Jahresendgespräch
Für Deinen Job gibt es mit Sicherheit ein Stellenprofil oder eine Jobbeschreibung, in welcher genau aufgeschrieben ist, was der Job beinhaltet und was Deine konkreten Aufgaben sind. Im Jahresendgespräch wirst Du – falls Dein Unternehmen dies professionell handhabt – daran gemessen, wie gut Du diese Aufgaben erfüllst.
Jede Stunde, die Du damit verbringst, Aufgaben zu erledigen, die nicht zu Deinem Stellenprofil gehören, ist eine Stunde, die Dir für Deine eigentlichen Aufgaben fehlt. Falls Du immer wieder bereitwillig Aufgaben für Andere übernimmst, bekommst Du im Jahresendgespräch vielleicht von Deiner Vorgesetzten zu hören, Du solltest an Deinen Prioritäten arbeiten. Und gleichzeitig werden Deine Kollegen befördert, da deren Arbeit immer fristgerecht erledigt wird – teilweise sogar durch Dich.
Work-Life-Balance
Dennis Fischer schreibt in seinem Buch 52 Wege zum Erfolg: Die besten Ideen aus 500 Business-Ratgebern:
Ruhe- und Entspannungsphasen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Aus diesem Grund schon sollten wir regelmäßig Nein zu weiteren Verpflichtungen sagen und Pausen einplanen. Die meisten von uns sind heute keine Fabrikarbeiter mehr, sondern Wissensarbeiter. Dabei ist Kreativität nötig und diese kommt nicht auf Knopfdruck. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren und sich nicht auf zu vielen Baustellen auszupowern.
Wenn Du immer nur arbeitest und Dir keine Pausen gönnst, leidet Deine Arbeit und Dein Privatleben darunter.
Strategien, um NEIN zu sagen
Kommen wir nun zu den konkreten Strategien, wie Du NEIN sagen kannst, ohne Deine Mitmenschen vor den Kopf zu stoßen.
Verschaffe Dir ein Zeitpolster
Lege Dich nie sofort auf eine Antwort fest, wenn jemand mit einer Bitte an Dich herantritt. Verschaffe Dir stattdessen ein Zeitpolster, um über Deine Antwort nachzudenken: „Ich werde kurz schauen, ob dies zeitlich drin liegt und Dir später Bescheid geben; in Ordnung?“
Oft sagen wir vorschnell JA zu etwas, weil wir uns schlicht und ergreifend überrumpeln lassen und unter Druck antworten. In nahezu allen Situationen hast Du mit Sicherheit fünf Minuten Bedenkzeit, wenn nicht sogar mehr. Nutze diese Bedenkzeit und höre in Dich rein: Wie ist Dein Gefühl bei der Vorstellung, diese Aufgabe zu übernehmen? Wer bittet Dich um einen Gefallen und was hat diese Person in der Vergangenheit für Dich getan? Was sind die Opportunitätskosten? Hast Du die Ressourcen, um das zu erledigen, ohne Dir selbst zu schaden?
Außerdem verschafft Dir das Zeitpolster auch die Möglichkeit, Dein Gegenüber ideal auf ein Nein vorzubereiten. Und möglicherweise erübrigt sich Deine Antwort sogar, denn oft haben die Menschen einen „Plan B“ in der Hinterhand und wenn sie nicht direkt ein Ja von Dir erhalten, wenden sie sich direkt an eine andere Person, bei der sie möglicherweise schneller ans Ziel kommen – und Du bist die zusätzliche Aufgabe direkt wieder los.
Ein weiterer Nebeneffekt: Ein allfälliges Ja von Dir wird dadurch, dass Du nicht sofort antwortest, viel wertvoller und Dein Gegenüber weiß Deine Zusage mehr zu schätzen, da sie offensichtlich nicht selbstverständlich ist.
Nein sagen aus der Distanz
Diese Strategie ergänzt die vorherige. Durch das Zeitpolster verschaffst Du Dir die Möglichkeit, Deine Entscheidung nicht persönlich, sondern per E-Mail oder Chat-Nachricht mitzuteilen. So ist das Nein-Sagen einfacher und durch eine gut durchdachte Begründung (siehe folgende Strategien) wirkt Dein Nein deutlich weniger ablehnend.
Der alternative Vorschlag
Du gewinnst an Goodwill, wenn Du nicht einfach nur NEIN sagst, sondern einen anderen Vorschlag bringst: „Leider kann ich Dir diesen Text nicht ins Englische übersetzen. Aber ich empfehle Dir das Onlinetool deepl.com. Die damit übersetzten Texte haben eine Qualität, die für Deinen Zweck in der internen Kommunikation sicher ausreichend ist.“
Ein grundsätzliches Nein
Mit Sicherheit gibt es Dinge, die Du grundsätzlich nie machst. Hier wird es Dir leichter fallen, Nein zu sagen und Dein Gegenüber wird die Absage nicht persönlich nehmen, da sie nichts mit ihm, sondern mit Deinen Prinzipien zu tun hat: „Nein, ich werde nicht ans Grillfest kommen, da ich Vegetarier bin.“
Begründe Dein Nein
Du brauchst Dich nicht zu rechtfertigen; aber es kann helfen, wenn Du Dein Nein kurz begründest. So kann es Dein Gegenüber leichter akzeptieren: „Grundsätzlich würde ich Dir gerne helfen. Nur ist jetzt gerade ein schlechter Moment.“
So verdeutlichst Du, dass Deine Absage nicht persönlich gemeint ist, sondern einfach der Zeitpunkt nicht ideal ist.
Im Gegensatz zu Gesetzen und Landesgrenzen, sind persönliche Grenzen nämlich nicht ohne Weiteres ersichtlich; Du musst Deine eigenen Grenzen kommunizieren, damit die anderen Menschen sie sehen können. Vor allem, wenn Du nicht in einer machtvollen Position bist, werden die Menschen sonst Deine Grenzen immer wieder überschreiten.
Zeige Empathie
Es ist immer hilfreich, wenn Du Verständnis zeigst für das Anliegen: „Ich verstehe, dass Du in Zeitstress bist und in dieser Sache ein wenig Hilfe benötigst. Und ich fühle mich geehrt, dass Du an mich denkst und mir das zutraust. Leider bin ich bereits verplant. Ich helfe Dir gerne ein anderes Mal!“ So wirkst Du verständnisvoll und die Absage klingt nachvollziehbar.
Das Gegenangebot
Manchmal ist Dein Nein auch nur ein momentanes Nein: „Diese Woche bin ich leider bereits verplant. Aber ich könnte Dir nächsten Montag helfen, wenn das für Dich noch reicht.“
Oder vielleicht kannst Du zwar nicht die ganze Aufgabe übernehmen, aber einen Teil davon: „Leider reicht meine Zeit nicht, um Dir die ganze Präsentation abzunehmen. Aber den Teil über die Kostenstruktur könnte ich Dir zusammenstellen.“
Nein sagen bei Anfragen des Chefs
Wenn die Liste Deiner offenen Aufgaben bereits mehr als voll ist und Dein Chef Dir eine weitere Aufgabe geben möchte (die unter Umständen gar nicht in Dein eigentliches Aufgabengebiet fällt), kann ich Dir diese Strategie empfehlen.
Sage Deinem Chef, Du übernähmest die Aufgabe grundsätzlich gerne, aber die Zeit fehle Dir, sie zu erledigen. Bitte ihn, die noch offenen Aufgaben zusammen mit Dir zu priorisieren und zu entscheiden, auf welche Aufgabe(n) verzichtet werden soll, damit die neu hinzugekommene Aufgabe fristgerecht erledigt werden kann.
Halte Deine Begründung kurz
Viele Menschen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Nein sagen und entschuldigen sich wortreich und umständlich. Aber genau das solltest Du nicht tun, denn damit bringst Du Dich in eine defensive Position.
Du tust Dir selbst keinen Gefallen, wenn Du Dein Nein zu ausführlich erklärst. Dies würde nur zu einer unnötigen Diskussion führen. Wenn Du zum Beispiel sagst, Du könnest nicht kommen, weil ihr keinen Babysitter habt, besteht die Möglichkeit, dass Dein Gegenüber einen Babysitter organisiert. Sage deshalb einfach, Du könnest „aus familiären Gründen“ nicht kommen.
Kommuniziere Dein Nein freundlich und bestimmt, ohne zu viele Worte zu verlieren. Wenn Du Deine eigenen Grenzen kennst und freundlich kommunizierst, respektieren dies die anderen Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Übung macht den Meister
Alles im Leben wird mit etwas Übung leichter. Am Anfang fällt es Dir vielleicht noch schwer, öfters Nein zu sagen, doch mit jedem Mal wird es leichter.
Es wird Dir vor allem deshalb leichter fallen, weil Du merken wirst, dass die von Dir befürchteten negativen Konsequenzen ausbleiben. Vermutlich geschieht sogar das Gegenteil: Du gewinnst an Respekt, wenn Du klare Grenzen setzt und nicht einfach alles widerspruchslos hinnimmst. Und das wiederum hilft Deiner Karriere.